Und nun zum Protagonisten im „Zigeunerbaron“: Sándor Barinkay. Er wird eigentlich nur mit seinem Nachnamen genannt: Barinkay. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein junger, ebenso unbeschwert wie selbstbewusst auftretender ungarischer Emigrant, der aus der Fremde ins Temescher Banat zurückkehrt. Die Fremde, das war ganz offensichtlich das Osmanische Reich, wo Barinkay unter abenteuerlichen – heute würde man sagen: prekären – Verhältnissen aufgewachsen ist. Geboren jedoch wurde er hier, im Banat, wo die Handlung beginnt. Der Familie Barinkay gehörten früher eine Burg und weite Ländereien in dieser Gegend, aber das war zu Zeiten als das Osmanischen Reich bis hierher reichte. Und als die Herrschaft des Paschas von Temeschwar zu Ende ging, flohen auch die Barinkays nach Osten. Inzwischen untersteht die nun verödete und überschwemmte Gegend der Österreichischen Krone von Maria Theresia, und Dank eines Amnestieprogramms dürfen auch ehemalige Eigentümer ganz legal auf ihre einstigen Besitzungen zurückkehren. Aus der verwahrlosten Gegend sollen schließlich wieder blühende Landschaften werden. So kommt Sándor Barinkay eines Tages zurück ins Banat zur Burg seiner Vorfahren, die er nur aus Erzählungen kennt. Klingt romantisch, und ist es auch – aber nicht nur.

03.06.2020