Und nun zu Johann Strauß. Bekanntlich bildet die Wiener Familie Strauß (oder auch: Strauss) eine ganze Dynastie an Komponisten: Vater Johann (1804-1849) heißt genauso wie sein Ältester (1825-1899). Man unterscheidet sie in Johann Strauß (Vater) und Johann Strauß (Sohn), was heute eigentlich unnötig ist, weil vom verdienstreichen Vater nur der Radetzky-Marsch geblieben ist, alles weitere von „Johann Strauß“ ist praktisch ausnahmslos Musik vom Sohn. Für den Vater, der seine schwindende Bedeutung noch miterleben musste, war das eine Tragödie. Neben dem Schani (= Jean = Johann), gehören die Brüder Pepi (Josef Strauß) und Edi (Eduard Strauß) zur Firma. Das Strauß-Imperium versorgte nicht nur sämtliche Wiener Gastgärten und Bälle mit Walzern, Polkas und Märschen, sondern überhaupt die ganze Welt. Schani war Künstler durch und durch, er war ein Mann der Frauen – und die Frauen übten großen Einfluss auf ihn aus. Das zeigte sich gerade zur Zeit des „Zigeunerbaron“. 1882 hatte er sich mit seiner Frau Lily auseinandergelebt, Lily machte Schluss und zog zu Direktor Steiner ins Theater an der Wien. „Eine Nacht in Venedig“ war denn auch die letzte Operette der „Ära Lily“ gewesen. Doch schon bald trat mit Adele eine neue Frau in sein Leben, die praktischerweise schon vorher Strauß hieß. Ihr Mann Anton Strauß war 1877 verstorben, jetzt wurde sie die Lebensgefährtin von Johann Strauss. Adele als ungarische Staatsbürgerin konnte sein Interesse an Mór Jókais Geschichten und neuen künstlerischen Mitarbeitern nur unterstützen. Der Gang zum Standesamt schien also nur eine Formalie. Doch so einfach war es nicht. In Österreich konnte er auch nach seiner Scheidung nicht einfach wieder heiraten. Deshalb ließ sich Johann Strauß in Österreich ausbürgern und trat zum evangelischen Glauben über. 1887 heiratete der König des Wiener Walzers als evangelischer Staatsbürger des deutschen Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha Frau Adele Strauß. Adele war 31 Jahre jünger und überlebte ihren Gatten um weitere 30 Jahre. Als „Die lästige Witwe“ ging sie in die Geschichte ein. Wie gesagt: „Die Liebe ist eine Himmelsmacht“.

03.06.2020