Die Kaiserstadt Wien bleibt zwei Akte lang ein ferner Sehnsuchtsort. Erst im dritten Akt erreichen die Personen der Handlung Wien, wo die Geschichte noch einem – allerdings nicht für alle – guten, geordneten und vor allem festlichen Ende entgegengeführt wird. Die meiste Zeit jedoch hält sich „Der Zigeunerbaron“ mit Ungarn in Ungarn auf – im sogenannten Temescher Banat, ganz am Rande des Reiches. Der einzige „Wiener“ ist der österreichische Beamte Conte Carnero, der die kaiserliche Staatsmacht in Gestalt der Sittenkomission vertritt – eine Rolle wie gemacht für einen Komiker. Conte Carnero hat denn auch vor allem die Aufgabe, sich lächerlich zu machen, denn hinter ihm steht nichts als eine Behörde. Die eigentliche Macht liegt dagegen beim (ungarischen) Grafen Homonay, der souverän erst im 2. Akt mit einem mitreißenden Werberlied in die Handlung tritt. Hinter Graf Homonay stehen die Husaren und 30 000 Mann Soldaten. Und ohne das Militär geht sowieso nichts in der Donaumonarchie.

02.06.2020